Kultur

Zu bedeutenden Anlässen und traditionellen Festen, wie dem Neujahrsfest oder dem Herbstfest, treten die Drachentänzer auf.

Wochenlang müssen die jungen Männer trainieren, um den Drachen zum Leben zu erwecken. Ihre Bewegungen sind eine Kombination aus athletischem Können und rituellem Symbolismus.

Der Drache ist in der chinesischen Tradition das Symbol für Wohlstand und Glück.

95 Prozent der Bewohner Hongkongs sind Chinesen.
Ihre Vorfahren waren meist Einwanderer aus China, die seit Beginn dieses Jahrhunderts in zum Teil großen Flüchtlingswellen nach Hongkong strömten. Die Trennung zwischen dem ‚kommunistischen Mutterland‘ und der kapitalistischen Kronkolonie (1949) hat in Hongkong eine ganz eigene Welt entstehen lassen. Dies führte dazu, dass sich besonders seit den 70’er Jahren eine eigene Hongkong-Identität entwickelt hat. Ihr Wertesystem vereint traditionelle, chinesische Normen mit modernen, westlich geprägten Vorstellungen.

Auch heute noch grenzen sich Hongkonger gerne von der Volksrepublik China ab und pflegen durchaus ihre Eigenheit. Der in Hongkong gesprochene kantonesische Dialekt spielt hierbei eine wesentliche Rolle.
Darüber hinaus hat die britische Politik der Nichteinmischung in die gesellschaftlichen Belange der Hongkong-Chinesen genügend Spielraum für die Wahrung der kulturellen Unterschiede gelassen. So konnten beispielsweise chinesische Traditionen wie die Ahnenverehrung oder der Glaube an die ‚Feng Shui‘ Lehre neben westlicher Rationalität und Modernität fortbestehen. Bis auf wenige Ausnahmen gab es in Hongkong eine Art friedlicher Co-Existenz der britischen und der chinesischen Lebenswelt. Natürlich haben diese sich aber auch gegenseitig beeinflusst.
Hongkong hat sich in den vergangenen dreißig Jahren zu einer kosmopolitischen, internationalen Stadt mit einem hohen Lebensstandard entwickelt und seine Bewohner gelten seit jeher als leistungsorientiert und weltoffen.

Hongkonger – ob jung oder alt – konsultieren gerne einen Wahrsager, um sicherzustellen, dass sie die großen Entscheidungen im Leben zur richtigen Zeit tätigen. Viele Wahrsager findet man in Tempeln, wo sie häufig mittels Bambusstäbchen das Schicksal ihrer Kundschaft zu bestimmen versuchen. Ebenso populär ist es aus der Hand oder aus dem Gesicht zu lesen. Die Wahrsagerei und der Glaube an metaphysische Kräfte sind mehr als nur Aberglaube – sie sind fester Bestandteil der traditionellen Lebensweise, die im modernen Hongkong gepflegt wird.

Die Herausbildung einer gemeinsamen nationalen chinesischen Identität ist jedoch das erklärte Ziel der Führung in Peking. Der Nachwuchs an Hongkongs Schulen soll patriotisch erzogen werden, Schulbücher und Lehrpläne sind vom kolonialen Erbe ‚entrümpelt‘ worden.

Regierungschef Tung Chee-hwa gibt die Richtung vor:
‚Eine lange Zeit hindurch hat Hongkong die östliche und westliche Kultur angenommen. Wir werden in unserer Gesellschaft weiterhin für kulturelle Vielfalt eintreten, müssen aber auch die edlen traditionellen chinesischen Werte, wie die Liebe zu den Eltern und zur Familie, Bescheidenheit und Rechtschaffenheit und das Streben nach kontinuierlicher Verbesserung hochhalten und respektieren.‘

Sieht man sich den Alltag vieler Hongkong-Chinesen einmal an, so könnte der gepflegte Lebensstil zusammenfassend lauten ‚work hard, eat well and gamble high‘, wobei die Reihenfolge hier unterschiedlich ausfallen kann.
Die Familien leben häufig in beengten Verhältnissen; eine gute Ausbildung gilt als immens wichtig und wird als Schlüssel zu beruflichem Erfolg und Wohlstand erachtet.

Auf die Frage nach der Religionszugehörigkeit
würde die Mehrheit der Hongkonger antworten, keiner Religion anzugehören. Allerdings haben religiöse Bräuche ihren festen Platz im Alltagsleben vieler Menschen. Der Besuch buddhistischer bzw. taoistischer Tempel ist durchaus üblich; ebenso begegnet man häufig buddhistischen Schreinen in privaten Haushalten und Geschäftsräumen. In konfuzianischer Tradition steht die Ahnenverehrung, die als eine Art Volksglaube ihren festen Platz im Leben der Hongkonger hat.

Um ein gutes ‚Joss‘ (Glück) zu haben bringen die pragmatischen Hongkonger häufig allen Gottheiten Opfergaben dar.
Mit den Briten war Mitte des 19. Jahrhunderts auch das Christentum nach Hongkong gekommen. Heute gibt es über 500.000 Protestanten und Katholiken. Sie engagieren sich in sozialen Bereichen, führen Kindergärten, Schulen, und Krankenhäuser.

Der populäre Wong Tai Sin Tempel im Nordosten Kowloons ist einem taoistischen Gott geweiht und wurde im traditionellen chinesischen Stil erbaut.

Der Taoismus hat neben dem Buddhismus die größte Anhängerschaft in Hongkong.

Hongkongs Kulturszene
ist heute abwechlungsreich und lebendig.
Unter anderem die Geschehnisse in China im Juni 1989 und die Rückkehr Hongkongs unter die Souveränität der Volksrepublik haben dazu geführt, dass zahlreiche Künstler ihrer eigenen Identität als Hongkonger auf die Spur kommen wollen.

In diesem Zusammenhang ist der Erfolg des Hongkonger Autorenkinos, das den Vergleich mit internationalen Standards nicht fürchten muß, ein eindrucksvolles Beispiel. Filmemacher wie Wong Kar-wei (‚Chungking Express‘), Derek Yee, Yim Ho (‚Kitchen‘) und Clara Law haben längst international Aufsehen erregt und zahlreiche Festivalpreise eingeheimst. In ihren Filmen bedienen sie sich der Sehgewohnheiten des Hongkonger Publikums (Kung Fu, kantonesisches Melodram, Gangsterfilm, Soap-Komödie), behandeln aber andere Inhalte. Ihre Filme zeigen das Lebensgefühl einer Welt in Auflösung. Sie betreiben politische und geistesgeschichtliche Bestandsaufnahme und machen die Identitätsfrage zum zentralen Thema. Sie demaskieren die Entwurzelung und Entfremdung einer Gesellschaft, die sich jahrzehntelang nur um Geschäfte und Konsum kümmerte und dabei – durchaus im konfuzianischen Sinne – das Individuum ignoriert hat.

Ein anderes typisches Hongkonger Kulturprodukt ist der im ganz chinesischsprachigen Asien beliebte ‚Kanto-Pop‘ – Schlagermusik im kantonesischen Dialekt. Sie ist von großer kommerzieller Bedeutung und ihre Stars wie Andy Lau, Aaron Kwok oder Faye Wong sind weithin bekannt.

Auch von offizieller Seite
wurde in den letzten Jahren durch Veranstaltungen internationaler Festivals und Gastspiele sowie durch die Einrichtung neuer Kulturstädten wie der Akademie der darstellenden Künste und dem Hongkonger Kulturzentrum der Förderung der kulturellen Szene Rechnung getragen.

Ebenso kann sich die Museenlandschaft
Hongkongs sehen lassen. Hervorzuheben wäre das Hong Kong Museum of Art, das in vier Ausstellungshallen chinesische Antiquitäten, Kunstgegenstände, historische Fotos und zeitgenössische Kunst aus Hongkong beherbergt. (Hong Kong Cultural Center Complex, Kowloon)
Ebenfalls interessant, auch aufgrund seiner kolonialen Architektur, ist das Flagstaff House von 1846, in dem sich ein Teemuseum befindet.

Rote Papierstreifen und -vierecke mit glücksverheißenden Sprüchen werden zum Neujahrsfest an Türen und Dächern befestigt. Die Farbe Rot symbolisiert Glück, die goldenen Schriftzeichen stehen für Reichtum. Bei Kalligraphen herrscht in den Tagen vor dem Fest Hochsaison.